Nach einem Jahr Dialog auf Distanz zeigen wir, wie Unternehmen, Politik und Verwaltung erfolgreich durch das Beteiligungs-Jahr 2021 navigieren.
1. Vertraut auf die digitale Kompetenz der Menschen!
Ja, digitale Dialogformate sind aufwendig. Und ja, Kameratechnik und Streaming kosten. Nach einem Jahr des Lernens ist die Nutzung von Konferenz- und Kollaborations-Tools aber auf dem besten Wege, sich als neue Kulturtechnik zu etablieren. Vom Grundschüler bis zur Großmutter: Die Gesellschaft ist geübt in digitaler Kommunikation. Begegnungen mit anderen am Tablet, PC oder Smartphone gehören zum Alltag.
Verwaltung, Politik und Unternehmen, die mit den Bürgern in den Dialog treten wollen, müssen die Menschen dort abholen, wo sie heute stehen: ausgestattet mit Webcam und Headset vor dem Bildschirm.
Unsere Empfehlungen:
- Inklusiv denken: Nach wie vor ist es notwendig und richtig, sich Gedanken darüber zu machen, ob ein digitales Beteiligungs-Format Zielgruppen, die man erreichen möchte, ausschließt. Wir sehen die Chancen digitaler Veranstaltungen: Mehr Menschen können sich mit wenig Aufwand von überall her zuschalten. Projektträger sollten bedenken, dass auch ein Treffen vor Ort Menschen ausschließen kann, etwa indem viel Aufwand mit einer langen Anreise verbunden ist. Durch Online-Formate lassen sich zudem neue Zielgruppen erschließen, für die Präsenzveranstaltungen weniger attraktiv sind. Ein Vor-Ort-Termin ist nicht immer die bessere Wahl für eine möglichst barrierefreie Veranstaltung.
- Hilfestellung geben: Mit analogen oder rechtzeitig angebotenen Hilfestellungen werden Online-Formate auch für ältere oder digital unerfahrene Menschen zugänglich gemacht. Eine technische Anleitung für das Online-Portal, eine Hotline und die Möglichkeit, die Funktionen des Tools vor dem Termin zu testen, schaffen Sicherheit und Erfolgserlebnisse.
- Alternativen anbieten: Um sicherzugehen, dass Online-Dialog möglichst inklusiv ist, helfen analoge Ergänzungen. Menschen, die keine Möglichkeit haben, sich online zu beteiligen, sollten die Möglichkeit bekommen, Ihre Anliegen vorab schriftlich oder telefonisch zu äußern.
2. Verzögerung im Betriebsablauf? Muss nicht sein!
Ein Planungsverfahren muss nicht verzögert werden, weil derzeit noch keine Vor-Ort-Beteiligung möglich ist. Nach einem Jahr des Online-Dialogs sind sich alle Experten einig, dass digitale Formate kein gleichwertiger Ersatz für Präsenz-Veranstaltungen sind. Viele positive Beispiele der vergangenen Monate haben aber gezeigt: Als Brückenlösung funktionieren digitale Dialogformate. Wir und unsere Kunden haben sowohl mit öffentlichen Online-Bürger-Infoabenden, digitalen Sprechstunden zu Baustellen-Planungen mit überwiegend älteren Bürgern als auch mit Planungsworkshops im digitalen Raum sehr gute Erfahrungen gemacht.
Unsere Empfehlung:
- Zweigleisig planen: Abhängig vom Pandemiegeschehen sollte eine geplante Präsenzveranstaltung sehr schnell und flexibel auch als Online-Format möglich sein. Wer von vorn herein beide Optionen plant, kann souverän und stressfrei umschalten, ohne Zeit zu verlieren.
3. Wieder raus aus der Komfortzone!
Digitale Dialogformate haben sich für manchen Projektträger mittlerweile als einfachere und bequemere Variante etabliert – im Gegensatz zu zeitaufwendigen Präsenzterminen. Bei langen Genehmigungs- und Beteiligungsverfahren wurden alle Beteiligten regelmäßig in Präsenzveranstaltungen konsultiert Damit war viel Aufwand für Organisation und konzeptioneller Planung verbunden. Während der Pandemie haben Politik, Verwaltung und Projektträger solche Formate ins Netz verlegt. r Darauf dürfen sie sich aber nicht ausruhen.
Unsere Empfehlungen:
- Back to the roots: Vor allem für konfliktträchtige und lange Planungsverfahren ist es wichtig, den Beteiligten das vereinbarte Maß an Beteiligung wieder zurückzugeben, falls Online-Beteiligung während der Pandemie schmaler ausfallen musste als vorher. Wer Vertrauen und Glaubwürdigkeit behalten will, gibt den Bürgern ihre gewohnten Beteiligungsmöglichkeiten zurück – ergänzt und bereichert durch digitale Formate.
- Rosinenpicken: Hybride Veranstaltungen und Online-Angebote werden den Bürgerdialog auch nach der Pandemie prägen. Wer Beteiligten einen Mehrwert bieten möchte, verabschiedet sich vom Schubladen-Denken, bei dem es nur zwei Varianten gibt: vor Ort oder digital. In Zukunft gilt es, Präsenz- und Online-Formate enger zu verzahnen und das Beste aus beiden gezielt zu kombinieren.