Freie Sicht für alle

Wie Produkte und Informationen für Menschen mit visuellen Beeinträchtigungen gestaltet werden können und Inklusion gefördert wird.

Barrierefreiheit in der visuellen Kommunikation

In der inklusiven Kommunikation ist Zugänglichkeit ein Schlüsselwort und darf in der visuellen Gestaltung nicht unterschätzt werden. Sie spielt eine entscheidende Rolle im Design von Websites, Plakaten, Broschüren, Apps und vielen weiteren Produkten und Medien. Das Ziel: Inhalte so gestalten, dass sie für Menschen mit verschiedenen Einschränkungen wie Sehbehinderungen, Farbenblindheit oder Lese-Rechtschreib-Störungen gleichwertig zugänglich sind.

Kaum einheitliche Standards?

Im digitalen Bereich stellen die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sicher, dass Websites und digitale Anwendungen barrierefrei sind und den Bedürfnissen aller Nutzenden gerecht werden. Eine einheitliche allgemeine Anleitung für barrierefreie visuelle Gestaltung ist jedoch nicht möglich. So ist es beispielweise für farbenblinde Menschen schwierig, Farben mit niedrigen Kontrasten voneinander zu unterscheiden. Bei der Gestaltung für Personen mit Legasthenie hingegen ist es besonders wichtig, eine klare, leserliche Schrift zu wählen. Somit ist es abhängig von Projekt und Zielgruppe, auf welche Aspekte beim Design besonders geachtet werden sollte.

3 Tipps für eine barrierearme Gestaltung

Mit den folgenden 3 Tipps kann eine barrierearme Gestaltung sichergestellt werden:

  1. Eine gute Orientierung bieten
    Designer:innen können Raster verwenden: Viele verwenden bereits intuitiv Raster, um Texte und Bilder anzuordnen. Das sorgt für eine klare Aufteilung und genug Platz zwischen den Elementen. 
    Auch die Verwendung von klaren und konsistenten Symbolen und Icons erleichtert die Navigation für Benutzer, die möglicherweise Schwierigkeiten haben, kleine oder komplexe Elemente zu erfassen.
    Ebenso ist die Konzentration auf das Wesentliche wichtig: Was kann weggelassen werden kann, um das Design übersichtlich zu halten? Unterschiedliche Größen und eine klare Anordnung helfen dabei, die Reihenfolge der Informationen deutlich zu machen.
  2. Barrierefreie typografische Gestaltung anstreben. Hier ist eine klare und leicht lesbare Schriftart mit einfachen Zeichen das A und O. Dekorative Schriften wie Schreibschriften oder Schriften mit komplexen Designs gilt es zu meiden. Arial und Calibri sind beispielsweise sehr vertraute Schriftarten mit einfachen Zeichenstrukturen
    Es gibt sogar Schriftarten, die speziell für Menschen mit Legasthenie entwickelt wurden, wie Lexend von Google Fonts oder OpenDyslexic von Abelardo Gonzalez, die beide kostenlos und frei verfügbar sind.
    Grundsätzlich erleichtern sinnvolle Abstände zwischen einzelnen Zeichen, Wörtern, aber auch Zeilen und Absätzen die Lesbarkeit des Textes – auch für Menschen ohne visuelle Beeinträchtigungen.
    Der Schriftgrad, also die Größe der Zeichen, spielt ebenfalls eine Rolle. Richtlinien für die ideale Größe gibt es nicht, denn je nach Format, Zweck und Schriftart können unterschiedliche Größen unterschiedlich gut funktionieren. Hier müssen Gestalter:innen auf ihr Gefühl vertrauen, und bei Printprodukten evtl. Probedrucke anfertigen.
  3. Einsatz von Farben in Designs beachten
    Wenn der Text eingefärbt wird oder auf einem farbigen Hintergrund steht, dann ist ein hoher Kontrast zwischen den verwendeten Farben entscheidend. Denn Menschen mit Sehbeeinträchtigungen nehmen Farben möglicherweise anders oder gar nicht wahr. Für Text bietet Schwarz auf Weiß den besten und deutlichsten Kontrast. Rot auf Blau kann hingegen, abhängig von Farbwert und Helligkeit, die Lesbarkeit stark beeinträchtigen. Die Beurteilung der Barrierefreiheit eines Kontrasts ist für das bloße Auge oft schwierig. Zur Überprüfung auf ausreichenden Kontrast stehen verschiedene kostenlose Tools zur Verfügung, wie der Kontrastrechner von leserlich.info.
    Der Kontrastrechner kann auch helfen, Bilder, Illustrationen und Grafiken mit Kontrasten barrierearm zu optimieren; besonders, wenn diese wichtig für die Informationsvermittlung sind. Hier sollten keine ähnlichen und kontrastarmen Farben nebeneinanderstehen.

Fazit: Leidet die Ästhetik unter der Barrierefreiheit?

Die Einhaltung von Barrierefreiheitsrichtlinien und -empfehlungen setzt dem Design gewisse Grenzen. Dies bedeutet beispielsweise, dass eine auffällige Headline-Schrift oder ein spezielles Farbkonzept möglicherweise nicht verwendet werden können, obwohl sie dem/der Gestalter:in optisch perfekt erscheinen. Gestalter:innen sollten also eine barrierefreie Gestaltung immer mit Blick auf die Zielgruppe anwenden. Besonders im öffentlichen Raum oder bei diversen Bevölkerungsgruppen ist es ratsam, die Inhalte über die grafische Gestaltung allen zugänglich zu machen. Das fördert nicht nur die Inklusion, sondern erweitert auch die Reichweite der Botschaft oder des Produkts, da es für eine vielfältige Zielgruppe zugänglich ist

Im digitalen Bereich gibt es hier bereits praktische Lösungen: Auf einigen Websites besteht die Möglichkeit, anstelle der regulären Ansicht eine Version mit hohem Kontrast anzuzeigen. In dieser Version wird beispielsweise schwarzer Text auf weißem Hintergrund angezeigt oder dekorative Elemente werden entfernt, um die Orientierung zu verbessern.

Ausführlichere Tipps und Infos für die praktische Gestaltung:
www.netz-barrierefrei.de
www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de

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Violan Neuhauser

Viola Neuhauser
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Barrierefreiheit erweitert die Reichweite.

Denn niemand wird aufgrund individueller Fähigkeiten von der Nutzung eines Produkts oder Mediums ausgeschlossen. So schaffen Designer:innen eine positive Erfahrung für alle Nutzer:innen.“